Eigenartige Gedanken durchzucken meinen Kopf... Habe ich nicht gerade in der letzten Nacht friedlich in meinem Bett geschlafen? Oder bin ich einer der meistgesuchtesten Keksdiebe der westlichen Hemisphäre, der sich nur hier in der Wohnung versteckt hält? Es gibt einige Hinweise - so z.B. einige eigenartige Einträge in meinem Tagebuch (in meiner Schrift!), die darauf hindeuten, daß ich doch einiges auf dem Kerbholz habe:
Montag, 22.41 Uhr Lautes Klopfen an meiner Tür ließ mich hochschrecken - sie waren gekommen, um mich abzuholen. Drei unfreundliche Gesellen mit Trenchcoats und tief in's Gesicht gezogenen Hüten. Ich ließ mir ihre Dienstmarken zeigen, zog mir schnell die Schuhe an und folgte ihnen. Ich wußte, daß Widerstand zwecklos war. Draußen regnete es, und sie steckten mich grob in die grüne Minna. Im Präsidium erwartete mich ein übernächtigt aussehender Beamter - sicherlich ein Trick: ich sollte glauben, mit dem Mann leichtes Spiel zu haben. Er begann das Verhör mit einer barschen Frage: Nein, ich kannte keinen dieser Äste. Aber warum Äste? Soviel ich wußte, war Johnny nicht von einem Ast, sondern von einer marodierenden Bande betrunkener Kekse umgenietet worden. Natürlich ließ ich den Beamten meinen Gedankengang nicht wissen. "Nein, ich habe keinen von ihnen jemals gesehen. Warum bin ich überhaupt hier?" Immer das Unschuldslamm spielen. Der Beamte seufzte und, setzte sich eine Brille auf und kam endlich zur Sache. Natürlich wußte ich es. Was für eine dumme Frage! Für wie blöd hielten die mich eigentlich? "Ich möchte meinen Anwalt sprechen!" preßte ich heraus. Der Beamte zuckte nur mit der Schulter und drückte auf einen Knopf an seinem Schreibtisch. Sofort erschien ein anderer Mann an der Tür des Verhörzimmers. "Bringen sie ihn in die Zelle - und lassen sie ihn telefonieren!" Dienstag, 11.30 Uhr Die Nacht in der Zelle war nicht so unangenehm wie befürchtet. Mein Zellengenosse war ein alter Mann, der dabei erwischt worden war, als er einem Friedhofsgärtner eine Tüte dänisches (!!!) Lakritz geschenkt hatte (allerdings finde ich 19 Jahre ohne Bewährung selbst für dänisches Lakritz recht happig - aber die Friedhofsgärtnergewerkschaft hatte schon immer eine starke Lobby beim Gesetzgeber). Aber selbst mein Glück mit dem Zellengenossen half mir nicht über den grauenhaften Fraß im Knast hinweg. Mittwoch, 18.00 Uhr Während der Besuchszeit hat mir Franky ein Foto zugesteckt, daß mich entlasten sollte. Als ich es dem Haftrichter vorlegte, kam es zum Desaster: Offenbar hatte einer der Täter für die Bullen eine falsche Spur gelegt, die genau zu mir führt. Warum glaubt mir nur keiner?! Wer waren diese Fussel?! |
An dieser Stelle bricht das Tagebuch ab. Bin ich vielleicht nur ausgebrochen? Warum habe ich heute morgen Kekskrümel (und zwar genau 83) unter meinem Bett gefunden? Manchmal glaube ich, das Leben ist eine großer fettiger Schmalzkringel, den irgendjemand im Toaster vergessen hat, weil er ein ziemlich wichtiges Telegramm bekommen hat (aber welchen Inhalt hatte dieses Telegramm? Warum konnte der Absender nicht einfach anrufen? Welche Farbe hatte der Kugelschreiber des Briefträgers, mit dem er im Zustellfeld des Telegrammes unterzeichnet hat? Und warum zum Teufel ist Käse gelb??!! Fragen über Fragen!).